Tomorrowland ist das weltweit größte Festival der elektronischen Tanzmusik. Für das Spektakel pilgern jeden Sommer die besten DJs des elektronischen Spektrums ins belgische Boom. Dieses Jahr war ich auch endlich mal dabei – freilich nur als Besucher. Mein Erfahrungen rund um die Reise und den Aufenthalt am Gelände schildere ich hier.

Um das Bracelett geht es. Nur damit kommt man auf das Festivalgelände und auch den Zeltplatz. Außerdem ist es das einzige Zahlungsmittel – mit Ausnahme des Supermarktes, da muss man mit Kreditkarte zahlen.

Tickets: Normal oder über Viagogo

Es ist schwierig an Tickets zu kommen, denn die 200.000 Tickets, die es jeweils für eines der beiden Wochenende zu ergattern gilt, sind normalerweise binnen weniger Sekunden vergriffen. Meistens an einem Samstag um 17 Uhr im Februar geht der Vorverkauf los, die Server wackeln kräftig beim Ansturm der feierwütigen Fans und oftmals gehen die Tanzjünger leer aus. So wie wir auch wie so oft. Es waren lediglich noch (sehr teurere) Global Journey Tickets, die mit Anreise waren, übrig. Allerdings bringt es mir aus Erlangen nichts, wenn ich von Köln aus nach Belgien fliegen soll. Dieses Jahr wollten wir aber unbedingt hin und so schaute ich mich bei Viagogo um und wurde fündig. Es gab noch Karten für Tomorrowland inklusive des Dreamville-Zeltplatzes. Allerdings waren die Karten schon knappe 200 Euro teurer als regulär (regulärer Preis 360.-€ für den Dreamville-Zeltplatz plus Festivaleintritt), dazu kam noch eine happige Gebühr, sodass wir pro Karte bei knapp 720.-€ lagen. Sein Ticket oder besser sein Festivalbändchen haben wir aber nicht schon vorab bekommen, sondern musste sich mit der ausgedruckten Viagogo-Bestellung und seinem Personalausweis sein Bändchen direkt am Anreisetag ausgeben lassen. Gleich vorneweg: Der Vorgang hat wunderbar geklappt.

Der Eingang zum Zeltplatz Dreamville.

Dreamville – Der Campingplatz für 30.000 Leute

Bereits am Donnerstag, also einen Tag vor dem Festival, öffnet der riesige Campingplatz seine Pforten. Es empfiehlt sich schon am Mittwoch anzureisen, um dann am Donnerstagfrüh aufs Gelände zu kommen. Offiziell machte der Kartenumtausch um 10 Uhr auf und der Campingplatz öffnete seine Tore um elf Uhr, allerdings ging es schon deutlich früher los. Wir bekamen zügig unser Bändchen, das wir aber noch online aktivieren mussten, holten unsere Sachen aus dem Bus und marschierten schon mit Gepäck (Rollwagen nicht vergessen) auf das Gelände. Die Zeltplätze werden der Reihenfolge nach vergeben – also von vorne nach hinten. Vorne in diesem Fall war der Weg zum Festivalgelände, hinten der Ausgang zum Parkplatz des Zeltplatzes. Immer wieder geben Helfer Teile des Rasens frei auf dem man sich dann schnell einen Platz sichern sollte. Wir hatten einen Scheren-Pavillon dabei, der nur ausgeklappt werden musste und hatten damit schon die halbe Miete für einen guten Platz. Unsere Nachbarn zäunten erst einmal den Platz ein und bauten danach Pavillons und Zelte auf. Nachdem sich rund 30.000 Leute auf dem Campground tummeln empfiehlt sich wie erwähnt eine frühe Anreise, um einen guten Platz zu ergattern. Am Abreisetag muss man bis 12 Uhr vom Gelände sein, viele Leute sind auch schon am Sonntag abgereist. Auch die Abreise gestaltet sich unkompliziert und entspannt –  wie das ganz Festival im Übrigen.

Selbst Grills stehen bereit (inklusive Grillzangen) und warten schon auf Grillgut.

Parkticket nicht vergessen

Wichtig: Kauft euch vorab ein Ticket für 20.-€ für den Parkplatz am Campingplatz, der fußläufig und schnell vom eigenen Zelt zu erreichen ist. Mein Campingbus war damit sozusagen das Basislager (ideal dank des funktionierenden Kühlschrankes). 

Ansonsten gibt es auf dem Campingplatz alles: Vom Friseur über den Supermarkt bis zur Handyladestation. Teilweise gab es an den Stores lange Warteschlangen – beispielsweise beim Friseur saßen die Mädels am Freitag Früh schon lange vor der Öffnungszeit vor der Eingangstür, lange Schlange inklusive. Viele Türme stehen den Besuchern für Getränke oder Frühstück und auch zur Information bereit. Natürlich sind auch einige Fressbuden auf dem Gelände.

Anstehen heißt es am Anfang, denn es werden erst nach und nach Bereiche für die Camper freigegeben.

Sanitäranlagen und Müll

Die Sanitäranlagen wurden mehrfach am Tag sauber gemacht und auch die Duschen waren ok. Man kann sowohl in einer Einzelkabine duschen (gegen Aufpreis) oder sich an den Außenduschen erfrischen oder waschen. Ich habe die Außenduschen genommen, weil auch dort das Wasser angenehm warm war und ich auch keinen Bock hatte mich anzustellen. Vor allem gegen Mittag ist die Schlange zu den Duschen und teilweise zu den Klos relativ lange, deswegen gleich früh alles erledigen. Müll wird regelmäßig eingesammelt, jeden früh geht eine Horden von – unverschämt gut gelaunten – Volunteers über das Gelände und sammelt den groben Müll ein, zusätzlich gibt es an jeder Ecke große Mülltonnen. Witzig ist die Idee des Festivals die Besucher zum Müllssammeln zu animinieren. Es werden spezielle Müllbeutel verteilt in denen man Dosen und Verpackungen sammeln kann. Dieses Säcke kann man dann an einer Sammelstelle abgeben und bekommt pro Sack einen Anhänge für ein Armband – begehrte Sammlerstücke für echte Fans.

Für die Camper gibt es sogar ein eigenes Warm Up: The Gathering ist die Bühne direkt in Dreamville.

Bezahlung

Man benötigt auf dem Campingplatz und auch am Festivalgelände kein Geld – mit Ausnahme des Supermarktes in dem man mit Karte zahlen musste. Ansonsten dient das Bracelett als Zahlungsmittel. Aufladen kann man das Armband entweder in Bar oder per Karte. Das offizielle Zahlungsmittel sind dabei sogenannte Pearls. Ein Pearl entsprechen 1.60€. Ein große Bier hat 3,75 Pearls gekostet, also sechs Euro. Sicherlich nicht ganz günstig, aber noch im Rahmen. Lädt man zu viel Geld auf, dann wird das Geld zurückerstattet (gegen eine Gebühr von 2 Pearls). Allerdings dauert die Rückbuchung schon eine Weile. Bis Mitte August konnte man den Antrag stellen, die Auszahlung war aber zur Erstellung des Berichts noch nicht da.

Das Festivalgelände ist riesig, alleine die Bühne der Mainstage ist 180 Meter lang.

Essen und Trinken

An vielen Ecken stehen Essensbuden oder auch Getränkestände, im Dreamvill sind die Preise günstiger als direkt am Festival, man kann aber sparen indem man zumindest auf den Campingplatz alles mitbringt. Zwar sind offiziell nur sechs Dosen Bier pro Person erlaubt und auch Gas für den Gaskocher darf man offiziell nicht mitbringen, aber am Eingang wurde man nur auf Glas kontrolliert und durfte ansonsten alles mitbringen. Teilweise Wagenladungsweise wurden so Getränke auf den Platz gekarrt. Witzig sind die Grills, die an vielen Stellen des Geländes stehen und die jeden Tag angeschürt werden. Hier kann man dann sein mitgebrachtes oder auch gekauftes Grillgut kostenfrei garen, selbst Grillzangen werden gestellt.

Egal., ob Sonne oder Regen, wir hatten Spaß und kommen wieder!

The Gathering und das Festival

Für alle Campingplatzbenutzer gibt es sogar eine Vor-Party am Donnerstagabend. Für das so genannte “The Gathering” wird sogar eine eigene kleine Bühne aufgestellt und es spielen durchaus bekannte DJs, bei uns waren das unter anderem Yves De Ruyter und Netsky. Zum Warm Up ist  der Vorabend natürlich perfekt. Ansonsten ist das Festival perfekt organisiert, meist sind Sanitäranlagen schnell erreichbar, in einem der großen WCs unter der Mainstage spielt sogar ein DJ. Außerdem gibt es an jeder Ecke Trink- und Essstationen.

Geht man dann am nächsten Tag auf das Festivalgelände, muss man sich schon erst einmal orientieren. Tomorrowland findet auf dem Gelände eines ehemaligen Freizeitparks statt und versprüht dadurch schon einen besonderen Charm. Leider war das Riesenrad bei uns nicht geöffnet bzw. hat sich nie gedreht. Von ganz oben soll man einen tollen Blick auf das Gelände bekommen. Durch die vielen Ordner, Wegweiser und die Karten, die man am Eingang bekommt, kommt man auf dem riesigen Gelände aber jederzeit gut zurecht – auch wenn man sich bei 15 Bühnen schon einen sehr guten Plan zurechtlegen muss, um alle Acts, die man sehen will, auch zu sehen bekommt. Abends ist natürlich die Mainstage zu empfehlen, die immer wieder mit neuen Lichteffekten und Pyroshows aufwartet. Für einen guten Überblick empfiehlt sich ein Platz am Hügel rund um die Bühne, dort hat man von überall aus einen tollen Blick auf die Show und laut genug ist es außerdem.

Tomorrowland 2019 Aftermovie

Alles in allem ein rundum perfekt organisiertes Festival zu dem ich gerne wiederkomme.

Anfang November war ich zu Besuch in Berlin und habe mir natürlich die Stadt angesehen. Das letzte mal war ich in den 90er Jahren in Berlin, einmal 1992 mit der Schule und dann noch einmal 1997 zur Love Parade. Und ich muss sagen, dass sich natürlich einiges geändert hat. Berlin ist immer eine Reise wert – und ich komme sicher wieder. Berlin ist sehr einfach zu bereisen, denn man kommt eigentlich überall mit den öffentlichen Verkehrsmittel hin. Entweder man nimmt sich eine Tageskarte für knapp sieben Euro oder aber man gönnt sich die Berlin Welcome Card mit der man dann kostenlos während des Gültigkeitszeitraums Öffis fahren kann. Zusätzlich bekommt man mit der Karte auch Vergünstigungen bei vielen Sehenswürdigkeiten (wie dem Fernsehturm). Den ersten Tag hat mich dankenswerterweise mein Kumpel Heiko, den ich in Australien kennengelernt habe und mit dem ich auch in Peru war, durch die Stadt geführt.

Blick auf den Alexanderplatz

Hier sind meine Reisetipps für zwei bis drei Tage in der Hauptstadt:

Berlin Mitte: Vom Alexanderplatz bis zum Gendarmenmarkt

Idealerweise fängt man seine Besichtigungstour am Alexanderplatz – kurz Alex genannt – an. Den Platz kennt man nicht nur wegen den vielen Einblendungen bei GZSZ, sondern natürlich auch wegen der Weltzeituhr und dem Fernsehturm. Vom Turm hat man eine schöne Aussicht über die Stadt, ich ziehe aber eine Aussicht vor, auf der der Fernsehturm in der Entfernung zu sehen ist (siehe später). Einen schönen Blick hat man im Übrigen aus dem zweiten Stock des Saturn Markts auf den Platz in Richtung Fernsehturm. Folgt man der Rathausstraße kommt man zum Roten Rathaus, das leider bei mit gerade renoviert wurde, sodass man nur einen Blick über die Umzäunung erhaschen konnte.

Das Rote Rathaus und der Fernsehturm.

Aber auch der Platz am Neptunbrunnen und die St. Marienkirche direkt davor sind sehenswert. Folgt man der Straße weiter, kommt man zur Spree in das Nikolaiviertel. Natürlich sollte man sich die Nikolaikirche nicht entgehen lassen. 1944 wurde die Kirche durch einen Bombenangriff zerstört und war bis 1984 eine Ruine. Bis 1987 wurde die Kirche dann neu aufgebaut und ist mittlerweile ein Museum.  Der Spree folgt man in Richtung Berliner Dom, der aber auch im Moment renoviert wird, bis auf der linken Seite das Bode-Museum auf der Museumsinsel zu sehen ist. Gleich fünf Museen sind auf der Insel zu finde, die wir aus Zeitgründen ausgelassen haben. Wer aber auf Geschichte steht, der ist im Pergamonmuseum, dem Bode-Museum, dem Neuen Museum, der Alten Nationalgalerie und im Alten Museum bestens aufgehoben und kann dort sicherlich einige Tage verbringen. Danach sind wir zum Gendarmenmarkt gegangen – für mich einer der schönsten Plätze in Berlin. Denn in der Mitte des Platzes steht das Konzerthaus, dem zur Rechten der Deutsche und zur Linken der Französische Dom zur Seite steht.

Blick auf das Brandenburger Tor

Holocaust-Mahnmal – Brandenburger Tor – Reichstag

In der Nähe liegt bereits das Holocaust-Mahnmal, das offiziell “Denkmal für die ermordeten Juden Europas” heißt, von dem man aus schon das Brandenburger Tor sieht. Ich war mehrfach am Tor – und immer war es vor dem Wahrzeichen Berlins richtig voll an Touristen oder auch an Demonstranten. Selbst eine türkische Hochzeit machte dort tanzend – mitten auf der von Autos befahrenen Straße – Station bis die Polizei die Tanzeinlage stoppte. Dahinter liegt auch schon der Reichstag, ebenso imposant anzusehen. Natürlich kann man den Reichstag besuchen, doch seitdem auf der ganzen Welt Anschläge verübt werden, sind die Sicherheitskontrollen natürlich schon sehr hoch und man muss sich vorher – möglichst vorher beim Bundestag anmelden.

Der Reichstag in Berlin

Von dort aus kommt man auch bequem noch zum legendären Checkpoint Charlie, dem alten Grenzübergang von Ost nach West, der immer noch ein Wahrzeichen Berlins ist. Natürlich kann man dort vor dem Grenzhäusschen ein passendes Bild machen und sich die Open-Air-Ausstellung zur Geschichte Berlins ansehen – beeindruckend und beklemmend zugleich. Zum Abschluss und in der untergehenden Sonne sind wir dann zum Potsdamer Platz gegangen, der das letzte mal als ich in Berlin war, noch eine Megabaustelle war. Jetzt erstrahlt der Platz aber im neuen Glanz mit dem DB-Hochhaus und dem Sony Center. Unser Ziel war zum Schluss der Panoramapunkt im Kollhoff Tower am Potsdamer Platz – ein 100 Meter hohe Aussichtsplattform mit Panoramacafé, die einen tollen Ausblick über die Stadt bietet. 7.50 Euro kostet der Eintritt, der sich aber lohnt.

Die Siegessäule in Berlin

Siegessäule – Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche – Kudamm

Am nächsten Tag ging es dann für mich alleine in Richtung Siegessäule. Am bequemsten geht es mit der Linie 100 vom Alexanderplatz aus, die eigentlich alle Sehenswürdigkeiten bis zum Kurfürstendamm abdeckt – ein normaler Linienbus wohlgemerkt, der deutlich günstiger ist als einer der HopOn-HopOff-Busse. Eine Station vor der Siegessäule lohnt es sich schon auszusteigen, um zumindest von außen das Schloss Bellvue anzusehen. Die Residenz des Bundespräsidenten liegt einen Steinwurf vom Großen Stern entfernt in dessen Mitte die Siegessäule steht. Auch hier lohnt es sich der Eintritt von 3.- Euro, um auf die 69 Meter hohe Aussichtsplattform zu kommen. Aber Vorsicht, die 285 Stufen bringen einen ganz schön ins Schwitzen bis man oben angekommen ist. Der Blick über den Tiergarten bis zum Fernsehturm ist atemberaubend und lohnt sich wirklich.

Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche

Natürlich kann man auch noch zusätzlich im Tiergarten flanieren und sich die vielen Statuen am Rande des Parks ansehen. Weiter geht es mit der Linie 100 in Richtung Westberlin – genauer in Richtung Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, die als Mahnmal immer noch ein Wahrzeichen von Berlin ist. In der Ruine befindet sich ein Museum, die daneben liegende und etwas gewöhnungsbedürftige evangelische Kirche sollte man sich aber schon ansehen, alleine aufgrund der blauen Beleuchtung, die durch die aus mehr als 20.000 Glaskacheln bestehende Fensterfront entsteht. Wer jetzt noch nicht genug hat, der kann sich am wenige Meter entfernten Kurfürstendamm austoben, shoppen und durch durch die Gegend schlendern.

Der berühmte Bruderkuss auf der East-Side-Gallery

East-Side-Gallery

Zum Abschluss meines dritten Tages bin ich denn noch mit der Bahn zur East-Side-Gallery gefahren, gelegen an der Mühlenstraße in Berlin Friedrichshain. Es handelt sich um die längste Open Air Gallery der Welt mit 1.316 Metern, die früher einen Teil der Grenze zwischen Ost- und West-Berlin bildete. Unzählige Gemälde zieren die Mauerstücke, das bekannteste ist sicherlich der Bruderkuss, einem Graffito von Dmitri Wrubel, das Leonid Breschnew und Erich Honecker beim Bruderkuss zeigt und eine Reproduktion einer Fotografie von 1979, aufgenommen während der Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag der Gründung der DDR ist. An der East-Side-Gallery muss man sich aber Zeit nehmen, weil unzählige besucher an den einzelnen Graffitis Selfies machen wollen. Am Ende der Galerie befindet sich noch das “The Wall Museum”, einem audiovisuellen Museum zum Fall der Mauer und der Geschichte Berlins und die Obernbaumbrücke, die mit ihrer tollen roten Farbe auch in Hingucker ist.

Danach waren die drei Tage leider schon vorbei – in Berlin gibt es natürlich noch viel mehr zu sehen.

Das obligatorische Touri-Bild am Checkpoint Charly mit meinem persönlichen Reiseführer Heiko.

Ausgehtipp: Seit 1996(!) gibt es in der Hafenbar in Berlin (Karl-Liebknecht Straße 11, am Alexanderplatz) die wohl älteste Schlagerparty Deutschlands. Aus fünf Jahrzehnten werden deutsche Hits gespielt – ein Konzept das ankommt, denn als wir um kurz nach 22 Uhr am Eingang standen gab es schon eine lange Schlange. Das Warten hat sich aber gelohnt, denn die Veranstaltung war sehr lustig und wir waren deutlich länger dort als geplant – aber ich komme gerne wieder!

Im ersten Teil meines Reiseberichts zu meiner Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran habe ich die drei ersten Etappen von Oberstdorf bis nach Zams beschrieben. Der zweite Teil führt uns jetzt von der Venet Gipfelhütte über die spektakulären Ausblicke des Pitztalers und Söldener Gletschers bis nach Meran. Viel Spaß beim Nachwandern!

Blick vom Panoramaweg auf das herrliche Alpenpanorama.

Tag 4: Venet Gipfelhütte – Wenns – Braunschweiger Hütte

Dieses Mal ging es nicht so früh los, denn es gibt in der Venet Gipfelhütte erst um sieben Uhr Frühstück, dennoch war ich der Erste, der gegen halb Acht loswanderte. Der große Vorteil auf der Hütte zu übernachten ist auch, dass man früh nicht im Tal in Zams erst auf die Bergbahn warten muss, die erstmalig kurz nach Acht fährt. Dementsprechend leer waren auch die Wanderwege. Wie im ersten Teil in meinem zweiten Tipp angemerkt, nahm ich den Panoramaweg und wanderte Bergab- und auch Bergauf auf halber Höhe in Richtung Wenns. Immer der Beschilderung “Piller / Wenns / E5” folgend ging es flott voran, vorbei an einigen Almen bis zur LArcher Alm. Dort mündet der Wanderweg auf einen Fahrweg, den ich dann nach kurzer Zeit rechts den Berg hinunter zum “Alten Almweg” verlassen habe. Ich muss zugeben, das letzte Stück bis nach Wenns war teilweise richtig steil und anstrengend. In Wenns angekommen hatte ich Glück, denn der Postbus nach Mittelberg, den ich nehmen wollte, um ans Ende des Tales zu kommen, stand gerade abfahrbereit an der Bushaltestelle, sodass ich ohne Pause einstieg und mich im Bus eine knappe Stunde erholen konnte. Alternativ kann man das Pitztal auch Richtung Mittelberg durchwandern. Allerdings geht es nur an der Bundesstraße entlang, war also nicht wirklich reizvoll.

Der Wasserfallweg beim Aufstieg zur Braunschweiger Hütte.

In Mittelberg geht es dann von einer Meereshöhe von 1.763 Meter bis hoch zur Braunschweiger Hütte, die auf 2.759 Metern liegt und einen herrlichen Ausblick auf den Pitzaler Gletscher bietet. Nach einer kurzen Brotzeit folgte ich dem Versorgungsweg bis zur Gletscherstube, ein Restaurant bis zu dem früher der Gletscher ging. Vom Gletscher war aber weit und breit – der Klimaerwärmung sei dank – nichts mehr zu sehen. Danach gabelt sich der Weg. Links herum geht es über den – lauf Waaderführer anspruchsvollen, aber reizvolleren Jägersteig, rechts herum folgt man dem Wasserfallweg, den ich auch genommen habe. Vorbei am Wasserfall kraxelt man immer weiter nach oben, bis man über die öde Skipiste nach oben steigt, um links weg den letzten Teil des Weges abzubiegen. Langsam aber sicher bekommt man die beiden Gletscher Mittelbergferner und Taschachferner zu sehen, ehe ich über große Gesteinsbrocken die letzten Meter bis zur Hütte aufsteige. Dort hatte ich Glück, da ich sehr früh dran war (gegen halb zwei Uhr) ergatterte ich sogar noch ein komfortables Bett und traf außerdem noch zwei Wanderkollegen (Silvio und Mirko) aus Halle/Saale, die ich schon auf meinen vorherigen Etappen getroffen hatte.

Routendetails:

Strecke: 25 km
Gehzeit: 8,0
Höhenmeter: ↑ 1.380 m, ↓ 1.580 m

Die Braunschweiger Hütte beim Sonnenaufgang mit Blick auf den Pitztaler Gletscher.

Tag 5: Braunschweiger Hütte – Vent – Martin Busch Hütte – Similaunhütte

Wie immer ging es früh am Morgen los. Hinter dem Haus folgte ich einem schmalen Weg über große Felsblöcke in Richtung Pitztaler Jöchls (2.996m), dem Übergang zwischen den beiden Gletschergebieten im Pitz- und Ötztal. Nach nicht mal einer Stunde war ich oben und konnte noch den Sonnenaufgang genießen. Auf knapp 3000 Höhenmetern war die Aussicht auf die Pitztaler Gletscherregion fantastisch, auch wenn mich der graue und nur noch sehr kleine Gletscher schon sehr zum Nachdenken angeregt hat. Es folgt der Abstieg in Richtung des Söldener Getschers. Der Weg zieht sich auf der linken Seite des Ötztaler Gletschers über viele kleine und vor allem sehr große Felsbrocken bis nach unten und ist durchaus anspruchsvoll. Vor allem bei schlechtem Wetter und Nebel ist diese Wegstrecke sicherlich mit großer Vorsicht zu genießen. Angekommen an der Talstation des Rettenbachgeltschers folge ich und noch andere Wanderer den Rosi-Mittermeier-Tunnel, Europas höchsten Autotunnel. Normalerweise sollte man die zwei Kilometer durch den Tunnel nicht zu Fuß gehen. Nachdem wir aber schon um kurz vor Acht am Tunnel waren und keine Taxis bereitstanden (der Bus wäre erst kurz nach neun Uhr gefahren) stiefelten wir den Tunnel entlang. Ein irgendwie schon leicht beklemmendes Gefühl hatte ich im Tunnel schon, aber nach stetem Bergaufgehen war ich in einer knappen halben Stunde durch. Nach dem Ende des Tunnels folgt man der Straße und kommt auf der rechten Seite an der Tiefenbachbahn und dem großen Parkplatz vorbei. Nach dem Parkplatz geht es rechts ein kurzes Stück hinauf Richtung Venter Panoramaweg.

Viel ist im Sommer nicht mehr zu sehen vom Gletscher in Sölden. Der Hingucker ist die Pistenraupe.

Vorbei am Weißkarsee folgt man einem schönen Weg, der sich mit leichten Aufs und Abs dem Berg entlang schlängelt. Zwischendurch kommen auch Stellen an denen vor einem Steinschlag gewarnt wird, aber ansonsten ist der Panoramaweg schön und einfach zu gehen. Nach knapp zwei Stunden sieht man dann erstmals den Ort Vent in der Ferne liegen. Ich dachte eigentlich, dass ich jetzt gleich da sein werde, doch weit gefehlt. Es sollte sich noch gewaltig ziehen auf dem Wandertrail in Richtung Vent. In Vent kann man seinen Proviant auffüllen, aber Achtung, der Supermarkt macht pünktlich um 12 Uhr eine einstündige Mittagspause. Ich hingegen kehrte in einem Restaurant ein und folgte dann dem breiten Versorgungsweg in Richtung Martin-Busch-Hütte. Entspannt geht es bergauf, bis der Fahrweg verlassen werden muss. Denn aufgrund von Steinschlaggefahr ist der Weg offiziell gesperrt. Der Abzweig über einen schmalen Wanderweg. der zweimal den die Niedertaler Ache quert. Allerdings läuft es sich auf dem Behelfsweg sehr gut und deutlich schöner als am Fahrweg auf dem man dann den restlichen Weg bis zur Hütte geht. Eigentlich wollte ich auf der Alpenvereinshütte übernachten, doch der Wirt sagte mir gleich nach der Ankunft, dass seine Hütte voll sei. Wie sich das mit den Regularien des Alpenvereins deckt (Es dürfen nur 90 Prozent der Betten vorab reserviert werden), war mir im Endeffekt egal. Ich entschied mich – nach einem vorherigen Telefongespräch – gleich weiter zu laufen zur Similaunhütte, die den höchsten Punkt der Alpenüberquerung mit 3.019 Metern markiert. Eineinhalb bis zwei Stunden geht es durch einen Talkessel, der dann in einen steinigen Höhenweg mündet. Es sollte wettertechnisch der schlechteste Abschnitt meiner Tour werden, denn kurz nachdem ich aufgebrochen war, regnete es (zum Glück nur leicht).

Tipp: Wer sich einen Teil des Weges sparen will, der kann am Rettenbachferner (also vor dem Tunnel) ein Taxi buchen und sich bis nach Vent fahren lassen. So spart man sich rund vier Stunden Wegzeit. Gemacht haben das Wandergenossen von mir, die ich auf einmal vor mir auf der Martin-Busch-Hütte waren und später losgelaufen waren.

Routendetails:

Strecke: 22 km
Gehzeit: 9,0 h
‘Höhenmeter: ↑ 1500 m, ↓ 1.330 m

Der Similaun-Gletscher.

Tag 6: Similaunhütte – Fundstelle Ötzi – Vernagt – Meran

In einem Bett im Lager übernachtete ich auf der urigen Hütte, die auch nur eine Dusche hatte – aber für Männlein und Weiblein zusammen. Dafür war das Wasser war und auch das Essen klasse. 55 Euro kostete die Übernachtung mit Halbpension, im Nachhinein alles richtig gemacht. EIn bisschen ärgerlich war, dass ich nicht mehr genügend Bargeld dabei hatte, denn ich hätte spontan noch eine Gletscherüberquerung über den Similaun machen können. Also besuchte ich im Morgengrauen die Fundstelle des Ötzis, der wenige Höhenmeter oberhalb der Hütte im ewigen Eis entdeckt wurde. Der Weg entpuppte sich als eine durchaus anspruchsvolle Gratwanderung, die an vielen Stellen mit Seilen gesichert war. Zusätzlich musste man sich immer wieder an Steinmännern orientieren. Nachdem ich in den Felsmassen auch noch einen Steinbock entdeckt hatte, hatte sich der Ausflug so richtig gelohnt. Kurios ist die Fundstelle des Eiszeitmenschen allemal.

Das Wahrzeichen an der Ötzi-Fundstelle.

“Da Ötzi in der Grenzregion zwischen Nord- und Südtirol im Schnalstal und damit zwischen Österreich und Italien gefunden wurde, erhoben beide Staaten zunächst Anspruch auf den Fund. Ursache ist die 1918 vereinbarte Definition der Grenze, die zwischen den Grenzsteinen geradlinig verlief. Somit konnten Gebiete südlich der Wasserscheide noch zu Österreich und Gebiete nördlich davon zu Italien gehören. Obwohl sich der Fundort im Schnalstal nördlich der Wasserscheide befindet, liegt er nach dieser Grenzziehung auf italienischem Staatsgebiet in Südtirol. Seit 2006 ist zwar ein neuer Staatsvertrag zwischen Österreich und Italien in Kraft, in der die Wasserscheide als Grenzverlauf bestätigt wird. Da aber für das Tisenjoch im Schnalstal nahe dem Hauslabjoch eine Ausnahme definiert wurde, liegt die Fundstelle weiterhin in Südtirol (Italien).”(Quelle)

Der Vernagter Stausee

Zurück auf der Similaunhütte an der ich meinen Rucksack geparkt hatte, ging es dann talabwärts nach Vernagt und damit nach Italien. Es war ein steiler Abstieg an einer schroffen Felswand entlang, der dann in sanften grünen Wiesen endete auf der doch tatsächlich eine Kuh mitten im Weg stand, die dann meine Jacke anknabbern wollte. Nachdem ich nicht das einzige “Opfer” war, nahm ich diese Tatsache aber mit Humor. Danach erreicht man die Jausenstation Tisenhof (1814 m), kann dort eine Brotzeit zu sich nehmen, um dann einen Blick auf den schön gelegenen Stausee von Vernagt zu werfen, der schon während des gesamten Abstiegs im Blickfeld war. Normalerweise kann man von hier aus mit dem Bus weiterfahren und beendet dann die Alpenüberquerung über den Meraner Höhenweg und gelangt so zu Fuß nach Meran. Ich hatte mich aber schon vorab aus Zeitgründen für die Busvariante entschieden. Mit dem stündlich fahrenden Bus ging es nach Naturns und von da mit der Bahn nach Meran. Es lohnt sich auf alle Fälle auch noch Meran anzusehen, denn das kleine Städtchen ist wirklich sehenswert, allerdings sind die Übernachtungen relativ teurer. Ich übernachtete deswegen in der Jugendherberge und konnte am nächsten Tag früh um Sechs mit dem Flixbus zurück nach Erlangen reisen.

Blick auf die Domkirche St. Niklaus in Meran

Tipp: Wer sich beeilt und den Ötzi weglässt kann auch direkt von der Similaunhütte bis nach Vernagt und Meran und kann dann anschließend gleich in den Bus nach Hause steigen. So spart man sich noch einen Urlaubstag.

Routendetails:

Strecke: 6 km
Gehzeit nach Vernagt: 2.5 h
Gehzeit Ötzi und zurück: 2h
Höhenmeter: ↑ 200 m, ↓ 1.311 m

Für mich war die Alpenüberquerung eine tolle Geschichte und ich würde die Tour definitiv noch einmal machen! Sehr zu empfehlen.