Rundreise durch Kuba

Im Mai habe ich mich zweieinhalb Wochen nach Kuba aufgemacht. Ich wollte noch vor der irgendwann zu erwartenden McDonaldisierung des kommunistischen Staates die Insel bereisen. Meine Erwartungen wurden auch in keinster Weise enttäuscht, denn die Insel bietet alles, was das Touristenherz verlangt. Traumhafte Strände, viele kulturelle Sehenswürdigkeiten, natürlich viel Rum und vor allem auch immer wieder laute Musik, auch wenn ich irgendwie davon ausgegangen bin, dass man in Kuba auch mal öfter tanzende Leute auf der Straße trifft. Dabei ist Kuba eine Insel mit vielen Schattierungen. Auf der einen Seite die vielen Möglichkeiten, die sich den Touristen bietet und auf der anderen Seite die Auswirkungen der Mangelwirtschaft, die man an allen Ecken und Enden zu sehen bekommt. Alleine schon in Havanna, der Hauptstadt, in der sich gut erhaltene Baute mit verfallenen abwechseln.

Blick über Havanna.

Zwei Währungen

In dem Inselstaat gibt es im Übrigen zwei Währungen. Einmal den CUP (Peso convertible), der eins zu eins dem Euro gleichgesetzt ist und mit dem man eigentlich fast immer zahlt. Zum anderen der CUP (Peso Cubano), der etwa mit 1:25 im Verhältnis zum Peso Convertible gehandelt wird und mit dem man vor allem bei den vielen kleinen Bars und Restaurants zahlen kann. Diese Bars und Restaurants sind außerdem deutlich günstiger als normale Restaurants, oftmals aber auch nicht ganz so einfach zu finden. Hier kann man dann schon mal für 25 CUP (also einem Euro) eine Pizza essen.

Capitol in Havanna

Land und Leute

Eines muss man den Kubanern lassen, sie sind alles sehr nett, freundlich und hilfsbereit. Auch wenn ich – dank kompetenter spanischsprechender Mitreisender, dazu später mehr – kaum in Verlegenheit kam richtig schwierige Probleme in Spanisch zu lösen, bekam man immer Hilfe und Unterstützung der Einheimischen. Allerdings braucht man in Kuba schon auch richtig Geduld. Denn alles dauert seine Zeit und man muss sich für vieles anstellen. Sei es die WLAN-Karten, die man an den Ectesa-Stores kaufen kann, um an bestimmten Plätzen auf der Insel surfen zu können oder auch nur ein Internetcafe oder eine Bank. Immer gab es lange Schlangen. Die genannte WLAN-Karten funktionieren dann aber erstaunlich gut – vorausgesetzt man hat einen Platz gefunden an dem sich ein Hot-Spot befindet. Meist sind diese Plätze aber deutlich zu erkennen, wenn auf einmal Menschenmassen mit dem Handy in der Hand stehen, sitzen und einfach nur still im Internet surfen. Allerdings klappt der Login ab und an nicht, auch wenn die Logindaten an einem anderen HotSpot problemlos gehen.

Che, die Historie und die Gegenwart…

Viva la Revolución

Man merkt im Übrigen immer noch, wie die Einheimischen ihren Fidel Castro lieben und verehren. Ein Kubaner erklärte uns beispielsweise die Vorzüge des Kommunismus beim Essen mit erheblichen Pathos in der Stimme und fing fast das weinen an, als er auf die Zeit der Revolution kam, auch wenn der Kubaner erst nach der Übernahme der Staatsgewalt durch Fidel Castro geboren wurde. Die jungen Leute hingegen wollen schon mehr Veränderung und hoffen auch darauf. Mit einem Touristenvisum kommen Kubaner mittlerweile ins Ausland, aber maximal drei Monate. Visas, um im Ausland zu studieren, sind aber rar, wie uns ein Bewohner von Santiago de Cuba mitteilte, der mit dem Touristenvisum schon drei Monate in Italien studiert hatte und wieder heim nach Kuba musste. Die Insel ist allerdings schon viel offener als noch vor wenigen Jahren. Man kann mittlerweile wie beschrieben im Internet surfen und auch immer mal wieder trifft man auf ausländische Waren. Red Bull fand ich beispielsweise in einem Supermarkt und ein Restaurant hatte Ketchup von SPAR.

Auch Pferdekutschen sind in Kuba immer noch als Transportmittel gefragt.

Reisen mit Auto und Bus

In Kuba kann man mit dem seltsamsten Reisemöglichkeiten unterwegs sein. Für größere Gruppen sind sicherlich Mietwagen die beste Alternative. Diese sollte man aber im Idealfall schon von Deutschland aus Buchen. Dann gibt es natürlich Taxis, Taxi Collectivos und auch Trucks (Cambion), die  mit umgebauten Ladeflächen die Einheimische von einem Ort zum anderen bringt. Der Truck ist im Endeffekt die günstigste Alternative, dauert aber sehr lange und ist alles andere als bequem. Natürlich dürfen die Busse nicht fehlen. Neben den Bussen, die für Centbeträge im Stadtgebiet herumfahren, gibt es noch den Viazul-Bus, der in jeder Stadt einen größeren Busbahnhof hat und von dem man aus eigentlich überall hin kommt und auch Busse nur für Einheimische in denen man als Ausländer nicht reisen darf.. Allerdings muss man oftmals rechtzeitig da sein, um ein Ticket zu ergattern oder vorher an der Busstation reservieren. Auch ein Zugsystem gibt es in Kuba, es wurde uns aber abgeraten mit Zügen zu reisen, weil immer mal wieder eine Lok sehen bleibt.

Schöne Autos prägen immer noch das Straßenbild von Havanna

Autos sind im Übrigen in Kuba immer noch so wie man es sich vorstellt. Meist alte Wägen aus den 50ern und 60er Jahren, die vor der Kubanischen Revolution aus Amerika importiert wurden. Danach gab es ein Importverbot, so dass die Besitzer die Autos immer noch hegen und pflegen und so – vor allem in Havanna – immer wieder richtige Schätze durch die Gegend fahren. In den 80er Jahren verschenkte Fidel Castro dann an Lehrer und Ärzte Ladas aus Russland, die immer noch gefahren werden. Einer unsere Taxifahrer für so einen, den er von seinem Opa geerbt hatte. Neue Autos gibt es mittlerweile auch wieder. Denn seit einigen Jahren dürfen Autos wieder importiert werden. Da der Durchschnittslohn eines Kubaners aber bei 35 CUC liegt, erübrigt sich die Frage nach einem neuen Auto mangels Kaufkraft. So sind die neueren Modelle allesamt aus den 90er Jahren und vor allem Peugeots 305 oder 405, auch wenn ich auch mal einen nagelneuen Audi als Taxi gesehen habe.

Typische Straße in Havanna.

Havanna

Havanna oder auch La Habanna, die wie es die Kubaner selber sagen hatte mich nach meiner Ankunft erst einmal richtig erschreckt. Denn die Stadt machte einen lauten und schmutzigen Eindruck und roch auch so. Man konnte der Stadt förmlich ansehen, welche tiefen Spuren die Mangelwirtschaft des Karibikstaates hinterlassen hatte. Der Müll lag teilweise auf der Straße, die Häuser waren oftmals eingefallen oder baufällig, doch spätestens am zweite Tag könnte ich erahnen, welchen Zauber Havanna auf die Besucher auswirken kann. Aus vielen Straßencafes klangen karibische Klänge und lockten so Besucher an. Nachdem ich am ersten Tag die Altstadt (Havanna Vienna) erkundet hatte, machte ich am folgenden Tag einen Ausflug nach Casa Blanca auf der anderen Seite des Meeres. Mit einer Fähre ging es zu einer Christusstatue und danach besichtigte ich noch den Leuchtturm und eine Festung mit der in früheren Zeiten die Mündung des Hafens bewacht wurde.

Viñales: Mein absoluter Favorit in Kuba.

Viñales (zwei Tage)

Nach zwei Tagen wollte ich weiterreisen und der Zufall spielte mit in die Karten. Denn in meinem Hostel (Hostel Mango, sehr zu empfehlen) empfahl mir Carlos, der Betreiber, mich einer Reisegruppe anzuschließen, die auch in die gleiche Richtung wollte. Erst mit dem Bus, dann mit dem Taxi Collectivo, einer Pferdekutsche und auf einem umgebauten Lastwagen reiste die vierköpfige Reisegruppe, bestehend aus zwei Deutschen (also mir und der Mainzerin Merit), der Spanierin Marina und einem Ägypter namens Mustafa, in die Heimat der Tabakpflanzen. Am ersten Tag wanderten wir Abends noch zu einer großen Wandmalerei, ehe es dann am folgenden Tag in das Valle de Viñales ging zu zwei Höhlen. Nebenbei besichtigten wir eine Tabakplantage und ließen uns erklären, die die Zigarre aus den Blättern gerollt wird. Im Übrigen dürfen die Einheimischen seit kurzem immerhin zehn Prozent des Tabaks selber verkaufen. Früher durfte dieser Prozentsatz lediglich selber konsumiert werden. Nachdem wir durch die erste Höhle durchlaufen musste, war in der zweiten Höhle ein Wasserloch in dem man hätte baden können. Nachdem es aber dunkel war und wir nur zwei dürftige Taschenlampen von den Guides bekommen hatten, verzichteten wir darauf.

Playa Larga

Schweinebucht (Playa Larga und Playa Gijon)

Mit dem Taxi (ein „neuer“ Peugeot 405) ging es dann weiter in die Schweinebucht, die 1969 weltberühmt wurde als die USA mit Hilfe von Exilkubanern Cuba von Revolutionären um Fidel Castro befreien wollte und eine empfindliche Niederlage einstecken musste. Denn die Bevölkerung schlug sich auf Fidel Seite und schlug die Eindringlinge zurück. Neben dem obligatorischen Museum rund um die Schlacht gibt es in Playa Gijon auch ein sehr schönes Naturfreibad am Meer, das zwar mit 15 CUC Eintritt richtig viel kostet, bei dem dann allerdings Essen und Trinken frei ist. Lustig war im Übrigen der “Dokumentarfilm” im Museum, der die Revolution im “Wochenschau”-Stil erklärte und alles andere als dokumentarisch war.

In Trinidad scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.

Cienfuegos und Trinidad

Die Stadt Cienfuegos in Zentralkuba gilt als sauberste Stadt auf der Insel und sie war auch sehr sauber. Allerdings gab es in dem Ort nur wenige Sehenswürdigkeiten, so dass es einen Tag später nach Trinidad weiterging, einem Städtchen in dem die Zeit stehen geblieben zu sein schien. Aufgrund der Zuckerproduktion und des Sklavenhandels hatte Trinidad seine erste Blüte zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Doch spätestens mit dem Aufkommen der Zuckerrübe in Europa verendete der Aufschwung und man hat den Eindruck als ob in dem kleinen Städtchen die Zeit stehen geblieben ist, denn immer noch prägt das mittelalterliche Straßenbild mit den vielen Kopfsteinpflastern das Bild. In Trinidad gibt es im Übrigen auch die wohl schönste Disco im Lande. Etwas außerhalb der Stadt kann man in einer Höhle tanzen – ein Pflichtbesuch für jeden Feierwütigen. Neben dem Besuch der Disco stand noch ein Ausflug mit dem Fahrrad zum El Cubano Wasserfall an. Den Schlussteil des Weges mussten wir dann laufen und nachdem wir satte 10 Cuc für den Eintritt berappt hatten, durften wir dann zum Wasserfall an dessen Grund man baden konnte (und auch von den umliegenden Felsen ins Wasser springen konnte – bei einer Sprunghöhe von fünf bis acht Metern schon ziemlich spannend).

Schiffsrundfahrt in Santiago de Cuba.

Camagüey und Santiago de Cuba

Auf dem Weg nach Santiago de Cuba (von Trinidad mit dem Bus etwa 15 Stunden) entschieden wir uns zu einem Zwischenstopp in Camagüey. Das Städtchen hat mich positiv beeindruckt. Denn die kleine, aber sehr hübsche Innenstadt wirkte sehr gepflegt und hatte sogar einen Fußgängerzone (neben den obligatorischen Kirchen und Plätzen). Zudem beobachteten wir in einer Tanzschule Kinder und Jugendliche beim Salsa-Tanzen. Einen Tag später fuhren wir dann mit dem Bus weiter nach Santiago de Cuba. Die zweitgrößte Stadt Kubas gilt als sehr arm, kein Wunder, dass wir deutlich öfter angebettelt wurden. Nach einem großen Rundgang durch die Stadt in denen wir alle Sehenswürdigkeiten mitnehmen

Das Monument von Che Guevara: Zusammen mit 38 Getreuen wurde Che Guevara hier begraben.

Santa Clara

Eigentlich wollten wir mit dem Collectivo von Santiago de Cuba nach Santa Clara reisen, doch auf einmal war das Taxi des Taxifahrers kaputt und wir sollten wir einen teureren Taxifahrer umsteigen (welch Zufall!). Notgedrungen entschieden wir uns dann mit dem Nachtbus nach Santa Clara zu fahren. Allerdings nur noch zu zweit, weil Mustafa und Marina nach Baracoa weiterreisten. Am kommenden früh angekommen erkundete ich die Stadt in der der große Che Guevara begraben liegt. Mehr als das Mausoleum  und Museum des Commandante gab es in der kleinen Stadt allerdings nicht zu bewundern, so dass ein Tag Aufenthalt eigentlich genug war. Im Mausoleum liegt Guevara zusammen mit 38 Kriegsgefährten begraben, darunter auch die letzte Frau Ches, eine Deutsche namens Tanja.

Danach ging es zurück nach Havanna, wo ich mir noch die Stadtteile Centro und Vadero angesehen habe und einmal am Strand war. Die Strände kann man im Übrigen mit dem Touristenbus T3 problemlos erreichen. Preis für Hin- und Rückfahrt sind 5 CUC, los geht es am Place Central.

Die Strände in Kuba sind schon ein Traum.

Tips:

  • Verhandeln: Immer mit dem Taxifahrer verhandeln über den Preis. Den meist geht immer was. Ähnlich sieht es in den Restaurants aus in denen man gerne mal über die Tisch gezogen wird.
  • CUC vs. CUP: Wenn es geht in einem CUP-Restaurant essen. Diese meist Cafeteria genannten Lokale sind deutlich günstiger. Empfehlung; Dona Alice in der Calle Jesus Maria 215 in Havanna. Hier gibt es meist sehr gutes Essen zum kleinen Preis
  • Hostels: Es gibt kaum Hotels in Cuba. Ich kann das Hostel Mango in Havana empfehlen, weil Carlos, der Betreiber für seine Gäste eine Liste mit Casas hat, in denen ein Bett pro Nacht nur 10 CUC kostet. Normal muss man nämlich das komplette Zimmer zahlen (also zwischen 20 und 30 CUC).
  • Nie auf der Straße eine Zigarre kaufen. Wenn man Pech hat, bekommt man gerollte Bananenblätter, die nicht wirklich gut schmecken.
  • Bier: Eindeutige Empfehlung ist das Bier Cubanero, danach folgen Christal und Presidente. Wir haben in Camagüey ein “lokales” bier getestet, das war allerdings richtig fürchterlich im Geschmack. Und wenn ich schon mal ein Bier stehen lasse, sagt das schon alles.
  • Reiseführer: Tja, ich hatte den Reiseführer Reise-Know-How Cuba von Frank-Peter Herbst und war ein bisschen enttäuscht. Havanna wurde sehr ausführlich behandelt, dafür wurden viele andere Orte eher dünn besprochen. Ich glaube der Lonely Planet, den meine Reisegenossen hatten, ist die bessere Wahl, auch wenn die Kritiken bei Amazon schlechter sind.
0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert